Die Schweiz gibt sich nicht die Mittel, um ihr Wasser besser zu verwalten

von Ramzi Bouzerda, Gründer und CEO von Droople

Landwirtschaft Weinberge Sprinkleranlage

Europa, einschließlich der Schweiz, hat seit 500 Jahren keine so große Trockenheit mehr erlebt. In Frankreich haben mehr als 100 Gemeinden kein Wasser mehr, und in der Schweiz gehöre ich zu denjenigen, die einen Bescheid über Nutzungsbeschränkungen (ohne Zwang oder Kontrolle) erhalten haben, z. B. für das Füllen von Swimmingpools oder das Autowaschen. In der Zwischenzeit müssen die Viehzüchter das Wasser (mit Lastwagen oder Hubschraubern) von den Seen zu den Almen transportieren, damit unsere Kühe diesen wichtigen Nährstoff trinken können, und das auf Kosten unnötiger Treibhausgasemissionen.

Ich werde drei Beispiele unter vielen anderen anführen, die es mir zumindest erlauben, meine Behauptung zu legitimieren.

1. VERSCHIEDENHEIT

Leider sind nicht alle Nutzer des blauen Goldes gleich. Tatsächlich verbraucht die Landwirtschaft 20 % des produzierten Wassers. Dieser Anteil verdoppelt sich in den Sommermonaten bei Wasserknappheit. Der Industriesektor verbraucht 55 % und die Haushalte nur 25 %. Der Beitrag jedes Einzelnen zu den Kosten der Wasserinfrastruktur, entweder über Tarife oder über Steuern, ist keineswegs an die Nutzung angepasst. Die privaten Haushalte zahlen einen hohen Preis für den Zugang zu Trinkwasser. Die Landwirtschaft wird stark subventioniert und kann das Grund- oder Oberflächenwasser fast kostenlos nutzen. Industriebetriebe (die für das Pumpen von Strom bezahlen) zahlen für ihren Nettoverbrauch, aber nicht für das Oberflächenwasser, das sie beispielsweise für die Kühlung ihrer Prozesse verwenden. Wir sind also weit von einem fairen Pay-per-Use-System entfernt.

2. DATEN ZUR VERSCHMUTZUNG

Die parlamentarische Geschäftsprüfungskommission hat Ende Juni festgestellt, dass die Massnahmen zur Bekämpfung der Gewässerverschmutzung aus der Landwirtschaft hinter ihren Erwartungen zurückbleiben. Das Bundesamt für Umwelt wurde insbesondere aufgefordert, aktiver und konsequenter beim Schutz des Grundwassers vorzugehen. Sie forderten den Bundesrat insbesondere auf, die Verursacher konsequenter zu sanktionieren und von den Kantonen bessere Daten zu verlangen. Diejenigen, die über nachvollziehbare Daten zum einfachen Grundwasserspiegel verfügen, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen.

3. GERADE GETRENNT?

Die Wasserabrechnung in Mietwohnungen ist ein großes Problem. Jahrzehntelang haben wir unseren Strom nach unserem Verbrauch abgerechnet, weil jede Wohnung einen eigenen Zähler hat. Bei Wasser wird hauptsächlich das flächenbezogene System angewendet, das als proportional zur Wohnfläche bekannt ist. Das hat zur Folge, dass zwei Drittel der Mieter, die weniger Wasser verbrauchen, für das Drittel, das mehr verbraucht, zahlen. Auch hier würde das Pay-per-Use-Prinzip eine durchschnittliche Reduzierung des Gesamtverbrauchs um 20 % ermöglichen. In Zeiten der Energiekrise, in denen 30% des verbrauchten Wassers warm ist (10 CHF / Kubikmeter Warmwasser gegenüber 1,50 CHF / Kubikmeter), wäre das doch gut für unsere Ölrechnung, oder?

Die Schweiz glaubt, dass ihre Wasserreserven unerschöpflich sind, während unsere Gletscher, unsere Wasserbatterien, von 1931 bis 2016 50% ihres Volumens verloren haben. Wasser ist Energie, Energie ist kein Wasser. Unsere Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird darunter leiden. Quantität und Qualität sind zwei Seiten ein und derselben Herausforderung. Unser Land hat auch ein hartnäckiges Problem mit der Verschmutzung des Grundwassers durch die Landwirtschaft in Verbindung mit einem Mangel an Daten, die für eine gute Entscheidungsfindung erforderlich sind. Wenn Führungsstärke gefragt ist, sind unsere Politiker zu lasch bei der Durchsetzung nachhaltiger Vorschriften.

Französische Version in Agefi veröffentlicht am 30. August 2022
Ramzi Bouzerda, Gründer und CEO von Droople

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